Am Start fragte ich mich dann noch, ob es mittlerweile wirklich nicht mehr möglich ist, das Wetter in Österreich für 12 Stunden halbwegs genau vorauszusagen. Wadsak sagte irgendwas von Wolken und 9-13 Grad am Start mit Höchstwerten um die 18 Grad. Ich bin kein Meteorologe, aber meinem Gefühl nach war das nicht ganz korrekt. Das letzte Schräublein war übrigens die Startaufstellung. Diesmal war ich (etwas frech) in Block 1 aufgestellt, um mir das elendige Überholen hunderter bierbäuchiger Enthusiasten zu ersparen. Interessanterweise waren da (Zeitangabe <3:20) immer noch viele, die eher >4:00 unterwegs waren. Trotzdem war es deutlich angenehmer als bei meinen früheren Antritten. Einfach freier laufen. So ging’s also los. Ich fühlte mich weder besonders stark, noch irgendwie schwach. Einfach normal. Die Temperatur machte mir von Anfang an zu schaffen. Ich schwitzte schon beim Stehen. Der erste Einlauf in die Praterallee war angenehm schattig. Danach war die pralle Sonne (nix Wolken, Wadsak) ziemlich erbarmungslos. Nach 800 Trainingskilometern bei 5 Grad und diesem April war Wien ein echter Hitzeschlag. Es viel mir nicht leicht, meine pace unter 5:00 min/km zu halten und bei km 10 dachte ich schon, dass die Geschichte ein baldiges Ablaufdatum haben wird. Ziemlich genau bei km 12 hatte mein Freund Jesus aber Erbarmen und begann, ein paar zarte Wölkchen vor’s Gestirn zu schieben. Danke dafür. Das hielt mir den Hitzetod vom Leibe. So konnte ich mein Tempo recht gut halten. In meinem Kopf formte sich indes der wirre Gedanke, dass ich ab km 30 ja noch etwas auf’s Gas drücken könnte, um die 3:30 vielleicht irgendwie zu knacken. Schön, wie man sich selbst belügen kann. Bis km 30 ging’s tatsächlich ganz gut, dann kämpfte ich aber immer mehr mit der Hitze und merkte, wie meine Oberschenkelmuskulatur immer härter und härter wurde. Da musste dann eine Entscheidung her. Weiter auf Zupf bleiben und die vielleicht erneut in der Horizontalen enden oder endlich das Hirn zu Hilfe nehmen und intelligentes Krampfmanagement betreiben. Ich entschied mich also, lieber 15-20 sek/km zu verlieren, als zwischenzeitlich 5 Minuten dehnend und schreiend an der Klagemauer zu verbringen. Ging ganz gut. Zwischendurch waren auch wieder ein paar starke km dabei und irgendwie kam die berühmte zweite Luft dazu. Ich war gefühlt ständig am Überholen und musste mich echt zurückhalten, um nicht wieder schneller zu werden. Mein rechter Oberschenkel mahnte aber deutlich, dies zu unterlassen. Dann kam der für mich härteste km Nr. 40 – leicht bergauf bei einigem Gegenwind am Ring und zack, genau bei km 41 machte der rechte Oberschenkel zu. Schnell ein bisschen humpeln, ordentlich fluchen und Wechsel in den mir perfekt antrainierten Besenschritt. So ein Krampf stoppt mich sicher nicht 1,2 km vor dem Ziel. Beißen. Beißen. Beißen.