Graz Marathon 2023

🏃‍♂️ Graz Marathon 2023 - Ein Bericht für meine kleine, treue Leserschaft😘
Spoiler: Es tat wieder weh 😅


Gefühl und Wetter waren gut. In meinem Kopf war längst klar, dass ich heute entweder meine (Lebens)Zielzeit von 3:30h laufe oder beim Versuch zu Grunde gehe 😜. Der fordernde Test-Halbmarathon in Bad Ischl zeigte mir trotz einiger Höhenmeter mit einer Zeit von 1:40, dass es schwierig, aber möglich ist. Es muss halt alles perfekt passen. Als bisherige Bestzeit stand mit 3:36h die Hitzeschlacht von Wien auf der Uhr. Da geht sicher mehr. Also los.  


Ich startete ausgeruht und mit guten Beinen, musste mich auf den ersten Kilometern aktiv zurückhalten, um nicht zu schnell zu starten. In etwa 100 Meter vor mir lief der 3:30 Pacemaker (Tempomacher für 3:30er Zielzeit). Ich startete mit 4:43/4:47/4:52 auf den ersten Kilometern schon recht motiviert, trotzdem holte ich die 3:30er Traube vor mir nicht ein. Erst bei km 14 konnte ich zur Gruppe aufschließen, die ein recht motiviertes Sub-3:30er Tempo lief. So hatte ich nach den ersten 21 km ein Zeitguthaben von über einer Minute aufgebaut. Das Gefühl war noch gut und so blieb ich in der Gruppe. Nachdem diese dann wieder einen km in 4:49 absolvierte (Für 3:30 sind 4:57 min/km notwendig), entschloss ich mich, einen etwas schonenderen Gang einzulegen.  


Das ging bis km 30 gut. Da merkte ich dann, dass die Beine schwer werden. Bei km 32 war dann klar, dass ich den Vorsprung wohl nicht ins Ziel bringen werde. Im Oberschenkel bahnte sich ein bekanntes Gefühl an. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, zurück zu ziehen und locker flockig mit einer neuen persönlichen Bestleistung < 3:36 ins Ziel zu laufen. Tat ich aber nicht. Ich war ja schon auf “Hop oder Drop” eingenordet und zumindest von der Zwischenzeit her war ich immer noch auf Kurs. Ein alter Weggefährte, der gerade neben mir auftauchte, schaute mittlerweile auch nicht mehr sonderlich frisch auf. Ich sprach ihm auf Englisch gut zu: “Wow, you came back. You can do that. Just go with me!”. Er nickte mir wohlwollend zu, bevor er sich Sekunden später an den Oberschenkel griff und nach rechts wegbrach. Wieder alleine. Der Impuls, einfach stehen zu bleiben, wurde immer stärker. Ich lief aber weiter, so schnell ich noch konnte. Das waren momentan ca. 5:20 min/km. Wäre immer noch eine top Zeit geworden. Der hintere Oberschenkel drohte immer lauter mit Totalausfall. Da ich nicht hörte, musste ich bei km 35 fühlen. Die Mutter aller Krämpfe kam zu Besuch. Beide hinteren Obeschenkel, die “Hamstrings” starteten synchron das Symphonieorchester des Schmerzes. Da blieb nur der sofortige Stillstand. Eine Minute dauerte die Vorstellung, in der ich auf Zehenspitzen dastand und vor mich hin fluchte. “Leg dich kurz hin!” rief mir ein Mitstreiter zu. Das war aber unmöglich. Ich hätte nur kerzengerade umfallen können. So blieb ich stehen und ließ das muskuläre Schauspiel mit gequältem Lächeln über mich ergehen. Nachdem das Schlimmste vorüber war, ging ich ein paar Meter und startete dann wieder im Laufschritt. Mehr als 5:50 min/km war aber von da an nicht mehr möglich. Bei jeder Temposteigerung meldeten sich die Oberschenkel warnend zu Wort. Ich hörte auf die Warnung und rannte gemütlich ins Ziel.

Am Ende standen 3:40 auf der Uhr. Meine zweitbeste Zeit bisher 🥈. Finisher-Medaille umhängen, schnell ein Bierchen 🍺  für  6,50 € zischen und vergessen ist der Schmerz. Die 3:30h schwirren aber weiter im Kopf herum. 😁